Der Tunnel

Ernesto Sabato hat sein Werk „Der Tunnel“ um ein Detail im Gemälde eines Malers herum aufgebaut: Eine Frau steht am Strand und schaut auf ein aufgewühltes Meer. Diese Szene ist, so klein, dass sie kaum zu sehen ist, einem Bild einbeschrieben, das … zeigt.

Der Plot kommt in dem Moment in Gang, als der Maler eine Unbekannte bei einer Ausstellung seiner Werke beobachtet, die als Erste das Detail in seinem Werk bemerkt. Das Gefühl, verstanden zu werden, überwältigt den von der Welt enttäuschten Maler und er verliebt sich schlagartig in die fremde Frau. Eine Geschichte voll Eifersucht und Gewalt kommt in Gang.

Doch es ist nicht diese, die es hier nachzuerzählen gilt. Das Buch, das Sabato geschrieben hat, hat bereits eine schlichte und große Form, vergleichbar mit dem Fremden von Camus. Doch sein symbolisches Zentrum, das versteckte Bild im Bild verführt beinahe von selbst zu dem Gedanken, dass es möglich sein müsste, diese Form noch einmal auf der strukturellen Ebene des Textes einzubauen. Sabato hätte, wenn er so weit gedacht hätte, seine eigene „Frau am Meer“ in den Text einbauen und so das Thema seines Buches im Akt seiner Niederschrift noch einmal spiegeln können.

Natürlich möchte man sich als Künstler nicht zwangsläufig mit dem monomanischen Maler Sabatos identifizieren, doch ließe die Freiheit des Kunstwerks eine „fiktive Identifizierung“ zu, eine Performance des Autors, die noch zum Werk gehört.

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